Artikel des Außenministers der Republik Türkiye, Herrn Mevlüt Çavuşoğlu // „Terrorismus kennt keine Nationalität, Ethnizität oder Religion. FETÖ bedroht die Menschheit als Ganzes“

Viyana Büyükelçiliği 15.07.2022

Am Abend des 15. Juli 2016 startete die „Fetullahistische Terrororganisation“ (FETÖ) einen blutigen Putschversuch gegen das Volk und die Regierung meines Landes. Ihr Ziel war die Errichtung eines radikalen, fundamentalistischen Regimes, das nur seinem Bandenführer Fetullah Gülen gegenüber loyal ist.

Als mit FETÖ-verbundene Armeeeinheiten ihre Kasernen verließen, um wichtige Orte wie die Bosporus-Brücke in Istanbul zu besetzen, bombardierten Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber strategische Ziele, darunter das Parlament, das Präsidialamt, die Armee- und Polizeizentralen; gingen Tausende Zivilisten auf die Straße, um diesen beispiellosen abscheulichen Putschversuch zu vereiteln. Die Verschwörer töteten 251 unschuldige Zivilisten und hinterließen Tausende Verletzte. In dieser Nacht verteidigte das türkische Volk die Demokratie mit seinem Leben. Mit dieser heroischen Reaktion hatten die Verschwörer nicht gerechnet.

Um zu verstehen, was passiert ist, muss man die wahre Natur von FETÖ verstehen. FETÖ wurde Ende der 1960er Jahre als sogenannte „religiöse Bewegung“ gegründet. Unter dem Deckmantel der Förderung von Bildung und interreligiösem Dialog gelang es ihr, ihre bösen Absichten zu verschleiern.

Die gut geplante und weit verbreitete Infiltrierung der Armee, der Strafverfolgungsbehörden, der Justiz und zahlreicher Regierungsinstitutionen, einschließlich meines Ministeriums, mit FETÖ-Mitgliedern und Konvertiten wurde jahrzehntelang heimlich für einen übergreifenden Plan durchgeführt, dessen letzte Phase am 15. Juli 2016 entfesselt wurde.

Wäre der Putschversuch geglückt, sähe Türkiye heute ganz anders aus. Es gebe keine Demokratie mehr, Grundrechte und -freiheiten wären auf unbestimmte Zeit außer Kraft gesetzt. Die Nation wäre in die Hände einer extremistischen Regierung geraten.

FETÖ kontrollierte nicht nur einen erheblichen Teil der Bildungseinrichtungen, sondern besaß auch zahlreiche Finanzinstitute. Ihre Bankkonten wurden von prominenten FETÖ-Mitgliedern in Industrie und Handel sowie von Beamten und Mitgliedern der Öffentlichkeit gefüllt. Viele unschuldige Zivilisten wurden ebenfalls dazu verleitet, zu den Finanzen von FETÖ beizusteuern, da ihre Frömmigkeit manipuliert wurde. Die enormen Einnahmen ihrer Schulen auf der ganzen Welt wurden in diese Konten geleitet, die heimlich auf ihren letzten Schachzug warteten.

Nach dem blutigen Putschversuch vom 15. Juli 2016 wurde eine entschlossene Befreiung des öffentlichen Sektors, einschließlich staatlicher Institutionen und des Militärs, sowie des Privatsektors von allen mit FETÖ-verbundenen Personen und Unternehmen eingeleitet. Einige prominente Verschwörer wurden festgenommen. Andere entkamen der Justiz und fanden Zuflucht im Ausland. Der Chef der Terrororganisation FETÖ, Fetullah Gülen, lebt noch immer in den Vereinigten Staaten. Unsere Regierung fordert seit Jahren von den Vereinigten Staaten die Auslieferung von Gülen sowie von FETÖ-Mitgliedern aus europäischen Ländern. Leider wurde diesen Ersuchen bislang noch nicht stattgegeben.

Andererseits erkennen immer mehr Regierungen in anderen Teilen der Welt die Gefahr, die diese Terrororganisation auch für sie darstellt, und unternehmen die notwendigen Schritte. FETÖ ist auch an illegalen Aktivitäten wie Visabetrug, Geldwäsche und Waffenhandel beteiligt. Folglich werden FETÖ-Mitglieder in vielen Ländern aus dem öffentlichen und privaten Sektor entlassen. Viele Schulen, die mit dieser terroristischen Organisation im Ausland verbunden sind, wurden nach 2016 an die türkische Maarif-Stiftung übertragen. Heute werden in vielen Ländern Maarif-Schulen betrieben und bieten weltweit hervorragende Bildungsmöglichkeiten an.

Art und Umfang des Kampfes von Türkiye gegen FETÖ unterscheiden sich nicht von denen anderer Länder gegen Organisationen, die Beamte und Zivilisten gleichermaßen terrorisiert und demokratische Werte, Grundrechte und Freiheiten gefährdet haben. Türkiye tut, was die jeweiligen Länder in ihrem Kampf gegen den Terrorismus in der Vergangenheit getan haben. Alle Verfahren erfolgen gesetzeskonform.

Terrorismus kennt keine Nationalität, Ethnizität oder Religion. Diese Gefahr bedroht die Menschheit als Ganzes. Daher muss auf diese Bedrohung vereint und entschlossen reagiert werden. Kein Staat kann es sich leisten, zwischen Terroristen zu unterscheiden, und keine Terrororganisation kann nach Präferenzen als „nützlich“ eingestuft werden. FETÖ ist für Hunderte von Menschenleben sowie für andere schwere Verbrechen gegen das türkische Volk verantwortlich. Sechs Jahre nach dem 15. Juli 2016 setzt Türkiye den entschlossenen Kampf gegen FETÖ fort, genauso wie es den Kampf gegen andere Terrororganisationen wie PKK, PYD/YPG, DHKP-C und DAESH fortsetzt.

Wir erwarten von der internationalen Gemeinschaft Solidarität mit Türkiye im Kampf gegen den Terrorismus.

Atatürk

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